Impressionen

 

Dank an Jugend- und Pressewart Heinz Busche

Zunächst möchte ich herzlichen Dank sagen an Heinz Busche. Er war der Jugendwart und Unterstützer der später so erfolgreichen Jugendmannschaft (mit M.D., Jens Stadtmann, Hans-Georg Skolarski, Georg Wetterau, Rainer Schefczik, Armin Kamp, Dieter Kulpa, bis 1974
auch Klaus Busche) und ermöglichte uns nicht nur unsere Trainingsspiele im Jugendheim, sondern fuhr uns häufig am Samstag und Sonntag
zu den Jugendmeisterschaften und vielen anderen diversen Jugendturnieren.Darüber hinaus war er der Pressewart des SV21. Ich erinnere mich gerne, wie ich am Dienstag oder Mittwoch bei den Ruhrnachrichten und der WAZ im Schaufenster nachschaute, ob es wieder einen Artikel über den SV21 gab und wie die Mannschaften und Spieler am Wochenende abgeschnitten hatten.Für einen Schüler ein tolles Erlebnis (vor allem, wenn man selbst darin vorkommt).
Peter Canibol gab uns mehrere Trainingsstunden. In gewisser Weise war er "unser Idol", denn zum einen war er nur wenige Jahre älter als wir, zum anderen spielte er sehr erfolgreich in der 1. Mannschaft (wir starteten in der 4. Mannschaft) und vor allem spielte er frisches Angriffsschach! Nachdem die oben erwähnte Jugendmannschaft sich "hochgearbeitet" hatte, wurden wir 1974 NRW-Jugendmannschaftsblitzmeister und 1975 Verbands- und NRW-Jugendmannschaftsmeister. Damit waren wir sogar für die Deutsche Jugendmannschaftsmeisterschaft qualifiziert, denn NRW konnte zwei Mannschaften stellen. Das waren eine Landesauswahl und wir als Sieger der Vereinsmannschaften. Im Kampf gegen die Auswahlmannschaften der anderen Bundesländer war die Luft schon ziemlich dünn.
Ich selber spielte dabei (und insgesamt dreimal) in der NRW-Jugendauswahl, zusammen mit Karl-Heinz Podzielny, Dieter Buchenthal, Bruno Boehmfeldt, Thomas Bartelborth und anderen. Leider schafften wir nie die Deutsche Meisterschaft, aber 1973 hinter Bayern die Vizemeisterschaft.

Schulschach
Einen besonderen Platz in meinen Erinnerungen hat das Fach Geschichte in der Schule. Unser Geschichtslehrer war ... Helmut Kreul! Ich erinnere mich: wenn wir montags Geschichte hatte und er 'reinkam, war seine erste Frage, wie es bei mir am Wochenende schachlich gelaufen sei. Ich spielte in der 4. Mannschaft, er in der ersten. Das war eine Frage, die ich ihm beantworten konnte ... und darauf freute ich mich immer! Etwas später gründeten wir eine Schulschachgruppe. Der Verein der Freunde und Förderer des damals Vestischen Gymnasiums spendierte die Spielsätze und Schachuhren. Es gab auch Schulmannschaftsmeisterschaften und wir konnten uns bis zur NRW-Ebene hocharbeiten. Unter der Leitung und Förderung durch Helmut Kreul wurde unsere Schule 1975 mit der Mannschaft bestehend aus M.D., Andreas Urh, Armin Kamp, Karl-Georg Pielorz und Thomas Freytag (vereinslos) bei der NRW-Schulmannschaftsmeisterschaft Dritter. Ein sehr schöner Erfolg wegen der sehr starken Konkurrenz. Da vier dieser Mannschaftsspieler auch Mitglieder im SV 21 waren, kann man dies auch als NRW-Erfolg für den SV 21 ansehen. Viel später waren Helmut Kreul und ich mal beide, während einer Klassen- bzw. Studienfahrt, zur gleichen Zeit in Rom. Er konnte sich eine kurze Zeit von der Klasse für ein Treffen abseilen. Wenn schon, dann richtig -- also trafen wir uns auf dem geschichtsträchtigen Forum Romanum ... und spielten dort Schach! Soweit ich mich erinnere, ging es passend 2:2 aus. Eines der Matches, an die ich mich sehr gerne erinnere.

Deutsche Blitzeinzelmeisterschaft 1975
Im Jahr 1975 hatte ich mich über den Bezirk, den Verband Industriegebiet und NRW für die 2. Deutsche Blitzmeisterschaft qualifiziert. Im Verband war ich 2. geworden, in NRW 4. (Erster wurde Karl-Heinz Podzielny). Dies reichte bequem zur Qualifikation, da NRW mehrere Spieler stellen konnte. Im Jahr zuvor hatte Karl-Heinz Podzielny die 1. Deutsche Blitzmeisterschaft gewonnen. Nun, bei der 2. Meisterschaft,gab es ein dichtes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und dem Internationalen Großmeister Dr. Robert Hübner, der auch mehrfach im Kandidatenturnier der Weltmeisterschaft spielte und 1980 Platz 3 der Weltrangliste belegte. Der Turniermodus war jeder gegen jeden, so kam ich auch zum Spiel gegen Robert Hübner. Genauer gesagt, ich wollte ... denn ich fand meinen Platz nicht! Der Grund: Er war bereits umgeben von einer ganzen Traube von Zuschauern. Schließlich konnte ich mich durchzwängen, und es ging los. Mit Weiß für mich, ein Sizilianer mit meiner Lieblingsantwort 2. c3, und er stand auf einmal und ziemlich schnell besser und gewann mühelos. Das Endergebnis war 1. Hübner knapp vor 2. Podzielny, und ich bin stolz auf den geteilten 9./10. Platz.

(Manfred Droste)

Eine kurze Reflexion von Jens Guzicki

Das hundertjährige Bestehen des Schachvereins 1921 Bottrop gibt unter anderem Anlass über den Verein als solches, die eigene Mitgliedschaft und das Schachspiel nachzudenken.

Nun... Wie ist man eigentlich zum Schachspielen gekommen? Wie bei vielen ist das Schachspiel sozusagen vom Vater auf den Sohn übergegangen. Irgendwann saß man also vor dem Schachbrett und hatte auch gegen den Papa seine Erfolge. Wie der Zufall es wollte, bot die Goethegrundschule seinerzeit eine Schach-AG an. Diese wurde von Hans-Georg Skolarski, Schachverein-Beauftragter (so stand es mal in einem WAZ Artikel) geleitet, und so saß man mit circa 18 weiteren Lernwilligen einmal die Woche nach dem Schulunterricht vor dem Brett. Und dann nach einiger Zeit legte man die Prüfung für das Bauerndiplom 1984 ab. Ja....in einer Zeit in der das Wort „digital“ noch nicht unbedingt im Duden zu finden war, spielte sich alles analog ab – mit Papier und Stift und das Brett vor einem! Danach ging es dann in den Verein: in die Jugendmannschaft ans Schülerbrett (auch wenn wir alle Schüler waren). Und wenn ich mir den damaligen Artikelchen mit Foto in der WAZ anschaue (August 1985), fällt eins direkt ins Auge....wir alle, Ralf T., Marcus K., Marcus N., Joachim B. und ich hatten definitiv noch mehr Haare auf dem Kopf. Eines wird mir in Erinnerung bleiben: Schach wurde „damals“ eher in Kneipen gespielt, es wurde geraucht (als damaliger Nichtraucher unangenehm, wenn ein etwas älterer Herr vor einem mit einer Zigarre sitzt – hab aber das Spiel gewonnen!). Und als wir dann einmal in Oberhausen in einer Eckkneipe spielten, war es wie eine Zeitreise....die Besitzer um die 80 Jahre alt, herzenslieb und freundlich, und das Mobiliar, Tapeten etc. aus den 70ern.....eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit.

Ja.....ich wurde auch mal Bezirksjugendmeister C-Jugend......ein schöner Erfolg, der die Berechtigung zur NRW-Meisterschaft mit sich brachte. Eine Woche in einer Jugendherberge einkaserniert, gings nur ums Schachspiel. Okay, das Endergebnis hätte besser sein können, aber eine Erfahrung war es allemal wert. Die Zeit verging, das Schachspiel rückte in den Hintergrund. Es gab keine Jugendmannschaft mehr und so spiele man in den Mannschaften. Erfolge und Misserfolge wechselten sich ab – die eigenen, als auch die der Mannschaft. Von der VIII. Mannschaft angefangen, spielt man heute in der IV.. Vergessen sollte man auch nicht die Schach-AG, die von Dr. Heinz-Dieter Gierse am Heinrich-Heine Gymnasium geleitet wurde. In diesem Kreis spielte man gegen andere Schulen – ja, so etwas gab es!

Es gibt bestimmt noch viel mehr zu berichten....viele Anekdoten, aber auch Verärgerung (ob über sich selbst, weil man es doch schafft nach 10 Zügen schon eine Figur einzustellen, oder über Mannschaftsmitglieder, die arg leichtfertig spielen, so dass man sich fragt, warum man einen Sonntag überhaupt aufläuft).

Dennoch: das Positive überwiegt (sonst wäre man ja  auch nicht mehr dabei!). Ein Verein – unser Verein - ist mehr als eine Satzung! Wir, die Mitglieder, können durch Engagement vieles bewirken und unseren Verein für die Zukunft rüsten.

In diesem schachspielerischen Sinne auf weitere 100 Jahre!

Doppelkopfverein Bottrop 1921

Doppelkopf hat in unserem Verein eine lange Tradition. Wie lange genau, weiß ich nicht, aber zwei Berichten von Eugen Schulz ist zu entnehmen, dass zum einen schon im Westfälischen Hof - Abriss vor ca. 50 Jahren - von der gefürchteten Viererbande Klümper-Sklarz-Berkenbusch-Schulz ordentlich Doppelkopf gedroschen wurde und zum anderen, dass Oskar Wielgos wegen seines langen Nachdenkens unter den Spielern gefürchtet war.

Ich kam erst Ende der Achtzigerjahre dazu. Irgendwann sprach mich jemand an, ob ich Lust hätte mitzukommen, vermutlich war es Gerd Sklarz, und da ich schon etliche Erfahrungen im Familien- und Verwandtenkreis (auch in meiner Schulklasse hatten wir uns schon mal privat nach dem Unterricht zum Doppelkopf getroffen) gesammelt hatte, sagte ich zu.

Anscheinend habe ich mich nicht zu unfähig angestellt, sodass ich auch beim nächsten Mal wieder mitkommen durfte, und bald schon gehörte ich zur festen ‚Stammmannschaft‘ - oder besser gesagt zum erweiterten Kreis. Der harte Kern, das waren Willi Klümper, Gerd Sklarz und Hansi Schneider. Dazu gesellten sich, je nachdem, wer gerade vor Ort war, noch Eugen Schulz, Rainer Schefczik, Franz Berkenbusch, Jens Stadtmann, Heinz-Dieter Gierse und ich. Ein weiteres gutes Dutzend 21er konnte mehr als Gelegenheitsspieler bezeichnet werden, die sich ziemlich selten an den Doppelkopftisch verirrten.

Irgendwann im Laufe des Abends kam die Aufforderung - meist von Gerd Sklarz oder Hansi Schneider - sich für den Aufbruch bereit zu machen. Mal früher - mal später, mit der Zeit aber eher früher. Und dann ging es zu viert oder fünft (der Regelfall) rüber in die Kneipe.

Da standen diverse Lokalitäten zur Verfügung. Hauptsächlich das ‚Pumpernickel‘ (Ecke Neustraße/Peterstraße), das es heute nicht mehr gibt, aber auch die ‚Rathausschänke‘ am Ernst-Wilczok-Platz und die ‚Alten Stuben‘ auf der Ecke Hans-Böckler-Straße/Am Lamperfeld. Für den Notfall gab es auch noch weiteren Adressen, die aber höchst selten in Anspruch genommen wurden. Dorthin fuhren wir, um uns für die nächsten Stunden in gemütlicher Runde bei einem kühlen Bier, bei Cola, Mineralwasser und des Öfteren auch Kartoffelsalat mit Würstchen die Zeit angenehm zu vertreiben.

Was allerdings - und da spreche ich als leidender Nicht(Passiv-)raucher - weniger schön war, war der Umstand, dass wir mit Reiner Schefczik, Hansi Schneider (Zigarillo!) und Willi Klümper drei passionierte Raucher unter uns hatten, die eine nach der anderen verfeuerten und dafür sorgten, dass der Durchblick im wahrsten Sinne des Wortes manchmal verlorenging. Kam ich nach Hause (Nichtraucherhaushalt), mussten meine Klamotten sofort isoliert werden.

Trotzdem war es an den allermeisten Abenden recht angenehm, wobei es aber durchaus auch schon mal etwas hitzig werden konnte. Wie beim Schach und allen Hobbys und anderen Tätigkeiten, denen der Mensch nachgeht, sind natürlich auch beim Doppelkopf Leidenschaft und Talent unterschiedlich verteilt. Die Leidenschaft war bei uns allen sehr groß, deshalb saßen wir auch regelmäßig zusammen, nur mit dem Talent war es etwas anders. Beim Schach rechnen die einen etliche Züge voraus, während die anderen Schwierigkeiten haben, sich die Brettstellung zwei Halbzüge weiter vorzustellen, die einen spielen ihre Partie nach, die sie vor Monaten auf dem Brett hatten, und die anderen wissen nicht mehr ihre ersten vier Züge vom letzten Freitag, die einen können nahezu eine komplette Partie blindspielen, bei den anderen verschwimmt alles nach drei Zügen zu einem diffusen Bild usw.

Bezogen auf das Doppelkopf heißt das nichts anderes, als dass - trotz aller großen Mühe, die sich jeder definitiv gegeben hat - die Könner auf der einen Seite zwar jederzeit ihre Spielpunkte auf dem Schirm hatten, dazu die Anzahl der ausgespielten Trumpfe (konkret auch, welche der hohen Trumpfe raus waren), welcher Spieler welche Farbe stach, wie viele Karten der einzelnen Fehlfarben noch im Spiel waren usw., aber auf der anderen Seite die schwächeren Mitspieler sich zumeist auf weniger Informationen konzentrieren und auch diese immer wieder mal durcheinanderbringen konnten.

Gerade diese Unterschiede in den Talenten machte einen großen Reiz des Spiels und unserer Runde aus, denn was nutzte es, wenn alle gleich und wie die Computer spielten und niemand mehr mit irgendwelchen Fehlern aus der Reihe tanzen würde? Eine traurige Vorstellung. Aber auch eine Vorstellung, die die besseren Spieler immer wieder mal vergaßen und dann Schwierigkeiten hatten, nachzuvollziehen, dass ihre Gegenüber halt nicht die Doppelkopfgiganten waren…

Etwas hitziger konnte es auch schon mal werden, wenn manch Doppelkopfregel - und davon waren einige in Stein gemeißelt - mal nicht befolgt wurde. So ging es gar nicht, dass der Re-Mann ein Fehl aufspielte (oder andersrum der Kontra-Mann ein Trumpf), der Kontra-Partner eine geforderte Farbe nicht nachspielte usw. Schließlich wurde dadurch die ganze Logik des Spiels infrage gestellt. Dann konnte der Betroffene aber ganz schnell ein kleines armes Büßerlein werden, das von der Meute und speziell von seinem Partner ‚zerfleischt‘ wurde…

Aber auch diese kleineren Diskussionen waren i.d.R. schnell wieder beigelegt, schließlich waren wir ja aufs Spielen aus und - neues Spiel, neues Glück - voller Hoffnung auf ein gutes Blatt durch den Geber. Natürlich ist es ein völlig subjektives Empfinden, aber anders als beim Schach, wo jeder mit dem gleichen Material zurechtkommen muss, sind Doppelkopfspieler nun mal zu einem großen Teil darauf angewiesen, wie Fortuna ihre Gunst beim Kartengeben verteilt. Und da hatte man irgendwie das Gefühl, dass die einen mehr unter ihrem Schutz standen als die anderen, aber letzten Endes waren es dann doch immer wieder die gleichen, die mit einem positiven Ergebnis nach Haus gingen.

Die unumstrittene Nummer eins war für mich Gerd Sklarz. Zwar waren Willi Klümper, Franz Berkenbusch oder auch andere nicht unbedingt schlechtere Kartenspieler, aber Gerd brachte es zudem noch fertig, dass er ständig mit einem kleinen Gewinn vom Tisch ging. In den Neunzigerjahren wurde die DOppelkopfLeistungsZahl (kurz: DOLZ) von uns kreiert und irgendwie schaffte er es zumeist an die Spitze, während alle anderen entweder ziemlich weit oben oder auch ganz unten in der Liste auftauchen konnten.

Franz Berkenbusch war mehr der Besonnene, der nicht zu viel riskieren wollte, ebenso wie Eugen Schulz und der Großteil der übrigen Doppelkopfler, während Hansi Schneider der Mutigste von allen war. Dort, wo ich dachte ‚Mein Gott, was für ein Käseblatt‘, rechnete er die Ressourcen seiner Karten ganz anders durch, schmetterte ein kühnes ‚Kontra‘, kam sogar oft damit durch, und hatte auch keine Angst vor einem wackeligen Solo. Er hat mit Sicherheit am meisten für sein Geld bekommen.

Viele Jahre war diese Doppelkopfrunde fester Bestandteil des Vereinslebens am Freitagabend, doch irgendwann zu Beginn des neuen Jahrtausends kam Sand ins Getriebe und das Spiel ins Stocken. Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, was die Gründe waren (dazu müssten wohl die anderen ‚überlebenden‘ Akteure befragt werden), aber ich nehme mal an, dass es zum einen der Umstand war, dass nicht mehr so viele Spieler freitags ins Spiellokal kamen und folglich keine vier Spieler für eine Runde aufzutreiben waren, und zum anderen, dass sie alle älter wurden, nicht mehr nachts bis um eins oder zwei in Gaststätten sitzen wollten,  und die Bequemlichkeit des heimischen Sofas der Kneipe vorzogen.

Leider sind aktuelle Versuche, sich hin und wieder zu einer Runde Doppelkopf zusammenzusetzen, bisher immer wieder gescheitert. Es gibt zwar noch reichlich Doppelkopfspieler in unserem Verein, aber anders als früher sind die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung heute derart breit gefächert, dass die meisten ihre Prioritäten so setzten, dass für ein altes und traditionsreiches Spiel wie Doppelkopf keine Zeit übrigbleibt.

(Heinz Jäger)

Pizzaduft und Bohnerwachs - meine Erinnerungen an Jugendgruppe und Spielabende im SV 21 Mitte der 80er Jahre

 Mit meiner Zeit in der Jugendmannschaft von Hans-Georg Skolarski verbinde ich viele schöne Erinnerungen an kurzweilige Trainingsnachmittage und spannende Mannschaftskämpfe und Jugendmeisterschaften.

Für die Vorbereitung auf die Jugendmeisterschaften im Bezirk und auf Landesebene hatte Hans-Georg mir Eröffnungen herausgesucht, die mit überschaubarem Zeitaufwand zu beherrschen waren, und die überwiegend von einem gewissen Überraschungsmoment lebten. Damit konnte ich meine Unwilligkeit zu intensivem Theorie-Studium geschickt umgehen und trotzdem die eine oder andere Partie gewinnen.

Schachlich deutlich tiefgründiger verliefen die Gespräche zwischen Hans-Georg und Markus Kauch: Auf dem Weg zu den Auswärtskämpfen holte Hans-Georg oft Markus in Dorsten ab, und auf dem Weg Richtung Stadtmitte stellte ich mich üblicherweise an der Herzogstraße im Eigen an die Bushaltestelle, um mich einsammeln zu lassen.

Ich erinnere mich an einen Nachmittag, an dem Hans-Georg und Markus offensichtlich intensiv und konzentriert auf der Fahrt diskutierten, und dabei glatt an meiner Bushaltestelle vorbeifuhren und vergessen hatten, mich mitzunehmen! Wie der Kampf ausging, ist nicht überliefert, aber dieses Trauma verfolgt mich bis heute. Doch ernsthaft: Hans-Georg, vielen Dank für die tolle Zeit in der Jugendgruppe!

Mit den Trainingstagen in der Mensa des Vestischen Gymnasiums verbinde ich das typische Odeur frisch gebohnerter Klassenzimmer; mit den Abenden im Spiellokal „Kolpinghaus“ den Duft von Champignons-Pizzen, die ich in einer Steh-Pipe auf dem Weg dorthin oft mit Martin Heber verputzt hatte. 

In der elften Klasse wurde dann Herr Freyhoff, der Mannschaftsführer der legendären „Sechsten“, mein Mathelehrer. Da er ab und zu einen Ersatzspieler suchte, und ich mich gerne zur Verfügung stellte, kam ich mit überschaubarem Aufwand und weitgehend unbehelligt durch den Matheunterricht in Stufe 11. Bei der Verbindung von Schach und Schule geht in meinem Fall kein Weg an Herrn Dr. Gierse vorbei, dem ich dankbar bin für seinen Tipp in der Schach AG am Heine, dass es den SV 21 in Bottrop gibt.

Die Spielabende mit den Erwachsenen haben mich auch in meiner sprachlichen und persönlichen Entwicklung geprägt: ich erinnere mich an die geniale Sentenz eines Schachfreunds (Name der Redaktion bekannt ), auf einen offensichtlich unerwünschten Kommentar zu einer laufenden Blitzpartie: „Heiner*, Dein Geschwätz ist ein fürchterlicher Beweis Deines Daseins!“ (*Name geändert)

Diese Phrase habe ich seinerzeit in meinen aktiven Wortschatz übernommen, wobei ich gestehen muss, dass ihre Anwendung wegen des bei mir nicht vorhandenen John-Lennon-Looks nicht so cool rüberkam.

 Allen Ehemaligen und Aktiven des SV 21 einen sportlichen Gruß aus Krefeld

 Carsten Neises

Osterturniere 

Ich weiß nicht mehr, in welchem Jahr es genau war. Beim Oster-Open in Oberhausen hatte GM Vlastimil Hort gerade auf der großen Schachempore unentschieden gespielt. Und es wurde natürlich gefachsimpelt, auf welchem Wege er hätte gewinnen können. Ganz besonders tat sich hierbei der mittlerweile verstorbene IM Karl Heinz Podzielny hervor. ‚Er wisse genau, was GM Hort hätte ziehen müssen, um zu gewinnen.‘ Da sah ihn dieser lange prüfend an und meinte schließlich ganz trocken und in seinem ihm eigenen deutschen Akzent zu ihm: „Karl-Heinz, du bist ein guter Spüler”.

In einem anderen Jahr begab es sich, dass mein Sohn Steven gelangweilt auf seinem Stuhl hockte und auf seinen Gegner wartete. Sein Gegenüber wartete ebenfalls auf seinen Spielpartner. Wie sie beide so dasaßen, kamen sie irgendwann ins Gespräch. Dabei stellten Sie fest, dass sie gegeneinander spielen mussten. Steven hatte sich einfach nur auf den falschen Platz gesetzt. Eine lustige Geschichte, wobei mir der Ausgang der Partie nicht mehr bekannt ist.

Bei der dritten Geschichte muss ich sagen, dass ich unfreiwillig zur Hauptperson mutierte, obwohl ich gar nicht selber beim Turnier mitspielte. Von den Fahrten, auf denen ich meinen Sohn zu irgendwelchen Turnieren nach Oberhausen, Essen, Überruhr oder Herne gebracht habe, ist mir eine Anekdote deutlich in Erinnerung geblieben: Ich gestehe ja, dass ich mich das eine oder andere Mal etwas verfahren (ich möchte ungern ‚verirrt‘ sagen) habe, wenn wir zum Turnier nach Essen-Überruhr gefahren sind. Geschenkt - wir kamen immerhin jedes Mal noch rechtzeitig an. Aber ausgerechnet bei der einfachsten und schönsten Fahrt nach ‚Unser Fritz‘ in Herne wären wir fast unpünktlich gewesen. Es muss wohl ein Karfreitag gewesen sein. Ich schaute mir im Internet morgens den nächsten Gegner meines Sohnes an. Es war etwa 10:30 Uhr und ich ging davon aus, dass bei Steven um 14:00 Uhr sein zweites Spiel aus der zweiten Runde auf dem Programm stand. Plötzlich wurde mir beim Prüfen der Termine bewusst, dass heute ja eine Doppelrunde zu spielen war und Steven deshalb schon um 11 Uhr ranmusste. Sofort rief ich ihn an und machte mich dann auf den Weg. Ich weiß nicht mehr genau, wie schnell ich in Essen-Karnap war (ich muss sehr schnell gewesen sein!), aber wir kamen in Herne fast noch pünktlich zum Spielbeginn an. Eines weiß ich jedoch noch: Bevor ich Steven zum Einsteigen in mein Auto bewegen konnte, rauchte er in aller Gemütsruhe seine obligatorische Zigarette - was mich natürlich wahnsinnig machte und meinen Blutdruck noch weiter nach oben trieb!

(Thomas Nowak)